Wir kennen aus dem Physikunterricht das Gesetz der
kommunizierenden Gefäße. Der Druck auf der einen Seite bedarf eines gleichen
Druckes auf der anderen Seite, damit die Flüssigkeit auf beiden Seiten gleich
hoch steht. Im sozialen Bereich scheint es ein ähnliches Gesetz zu geben. Wenn
vorenthaltene Liebe, die mit Leid gleich gesetzt wird, nicht aufgearbeitet
wird, so wandert der soziale „Druck“ vom „Erzeuger“ solange von einem zum
andern, bis eine Person dieses Leid austrägt. Erfahrbar ist das mit dem
bekannten Spruch: Die letzten beißen die Hunde. Die vorenthaltene Liebe des
einen, jene Liebe, die wir einander schulden, gleichsam die „Bisse“, erzeugt
beim anderen Leid, das Mangel an Liebe ist, einer Liebe, ohne die wir nicht
leben können.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck