Wir sagen: bei der Geburt eines jeden Menschen schlägt Gott ein neues Kapitel in der Schöpfungsgeschichte auf und es beginnt ein Leben zu wachsen, wie es in den vielen Millionen von Jahren noch nie in dieser Weise gelebt wurde, denn für jede und jeden hat Gott eine ganz persönliche Vision. Es ist der Weg der ganz persönlichen Berufungsgeschichte.
Wir haben in der Lesung die Geschichte der Berufung des Samuel im Alten Testament gehört. Samuel kann nicht auf Anhieb diesen Ruf deuten. Aber es wiederholt sich und schließlich nimmt er auf Anraten von Eli diesen Ruf als einen persönlichen Anruf, als seine persönliche Berufung an, lässt sich darauf ein und richtet sein Leben danach aus.
- Robert hat schon als sehr junger Mensch seine Berufung zum geistlichen Leben verspürt und erkannt Er hat diesen Ruf nicht ignoriert und auch nicht verdrängt, sondern er hat sich auf diesen Ruf eingelassen.
- Robert wurde am 28. Sep. 1934 in Ischgl geboren und auf den Namen Othmar getauft. Er hat hier in Stams die Maturaschule besucht und ist gleich nach seiner Matura 1952 hier in den Orden der Zisterzienser eingetreten und hat den Namen Robert, nach unserem Ordensgründer Robert von Molesmes, angenommen. Im ersten Jahr des Ordenslebens steht immer das Noviziat. P. Robert hat Teile seines Noviziats damals in der Abtei Mehrerau gemacht und sein Theologiestudium hat er von Hauterive aus in Fribourg absolviert.
Schon in seiner Familie hat er vor allem von seiner Mutter Anna einen tiefen Glauben vermittelt bekommen und sein ganzes Wesen wurde geprägt von einem tiefen Gottvertrauen, das in ihm immer mehr die Gewissheit hat reifen lassen: Ich bin von Gott angenommen, ich bin sein Kind, er führt mich auf meinem Weg und in ihm vermag ich alles. Er ist meine Stärke.
Dieser Glaube, der sein Inneres durchdrungen hat und das Vertrauen in die Fürbitte und den Schutz der Sel. Jungfrau und Gottesmutter Maria, haben ihm wohl viel Energie und Durchhaltekraft gegeben. Gerade die frühen Jahre seines priesterlichen Wirkens in Schule und Internat haben von dem jungen Ordensmann viel abverlangt. Am Vormittag der Unterricht am Gymnasium und dann fast nahtlos beginnend mit dem Mittagessen der oft nicht so leichte Erzieherdienst im HS-Internat mit damals noch großen Klassen von pubertierenden Schülern – mit Lernbetreuung, Freizeitgestaltung und oft persönlichen Gesprächen bis in den Abend hinein, und das meist auch über die Wochenenden, denn damals durften die Schüler noch nicht wöchentlich heim fahren. Dazu kamen noch Korrekturarbeiten, Sprechstunden usw. Und dann war noch das eigene geistliche Leben sozusagen unterzubringen, denn das braucht ja auch Zeit und Frischluft, um nicht geistig erstickt zu werden. Das war ein wirklich fordernder Alltag – und das nicht nur über vielleicht 5 oder 7 Jahre, sondern über 23 Jahre. Und in all dem hat er dabei nie den Blick für den einzelnen Schüler verloren, wenn er gespürt hat, da ist ein Problem, der braucht ein persönliches Wort oder eine persönliche Nachhilfe in dem einen oder anderen Fach. Wenn man als Priester und Pater Erzieher ist, wird man auch fast automatisch Spiritual der Familie und wird, vor allem, wenn es Probleme gibt, miteinbezogen.
Ich denke, nur seine stoische Ruhe, seine gegebene Empathie für die Schüler und seine vom Glauben geprägte Lebenseinstellung haben ihm geholfen, dieses gesamte ‚Alltagspaket‘ ohne nervliche oder andere Probleme zu bewältigen.
Sein Ausscheiden aus dem Erzieherdienst mit Ende des Schuljahres 1989/90 hat dann eine spürbare Erleichterung in seinen Tagesabläufen gebracht und er ist dann auch viel ‚lockerer‘ geworden und es hat ihm vor allem die Ruhe am Abend gut getan. Jetzt hatte er Zeit für das regelmäßige Chorgebet, das ihm viel Freude gemacht hat, aber auch für seine schulischen Fächer am Gymnasium, und vor allem für Begegnungen mit lieben Menschen und insbesondere für Sonntagsaushilfen, die ihm viel Freude gemacht haben.
Er konnte jetzt auch das unbeschwerte Zusammensein in der Gemeinschaft der Mitbrüder mehr wahrnehmen – als geistliche Familie. In der Klostergemeinschaft ist man ja nicht verbunden durch Geburt und Blutsverwandtschaft, sondern verbunden durch ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Gesinnung und einen gemeinsamen Glauben. Familie, Geborgenheit und Angenommensein war für P. Robert immer sehr wichtig. Der Raster der Gemeinschaft hat ihm Sicherheit gegeben und da konnte er sich gut entfalten. Veränderungen hat er nicht so geschätzt, die haben ihn eher verunsichert. Auch das Angenommensein in seinen Aushilfspfarren war ihm wichtig. Wenns liegt schon sehr weit zurück, aber seine Zeit in Imst-Brennbichl ist uns in unseren Erinnerungen noch sehr präsent. Und das kann ich sagen: Es war für P. Robert eine schöne Zeit und er hat das gerne gemacht. Ein herzliches Danke! Herrn Pfarrer Alois Oberhuber, mit dem er sich immer gut verstanden hat und den er immer sehr geschätzt hat. Er hat ihm an speziellen Geburts- und Jubiläumstagen oft anerkennende und lobende Worte in Gedichtform gewidmet. Ich danke auch Diakon Andreas Sturm und allen, die zu einem guten Miteinander beigetragen haben. Eine große Freude war für P. Robert immer die große Schar von Ministranten und auch der wunderbare Blumenschmuck, der natürlich für den lieben Gott war, aber es freut auch den Priester, wenn die Kirche schön geschmückt ist, das macht schon eine würdige und erhebende Atmosphäre.
Ebenso muss ich einen großen Dank sagen der Pfarre und der Gemeinde Ischgl. P.Robert hat Ischgl immer in sein seelsorgerisches Wirken und in sein Beten miteinbezogen. Über viele Jahre war er monatlich am Herz-Jesu-Freitag und auch zu besonderen Festen zu Seelsorgsdiensten am Altar oder im Beichtstuhl oder zur Krankenkommunion in seiner Heimatgemeinde. Und der Pfarrer mit seinem Team, wie auch der jeweilige Bürgermeister und die Vereine haben ihn immer spüren lassen, dass er herzlich willkommen ist und in Ischgl einfach mit dazugehört. Und dann hat er noch den Ehrenring der Gemeinde bekommen, was ihn wirklich zuinnerst gefreut und geehrt hat. Einen herzlichen Dank Herrn Pfarrer Michael Stieber und allen, die mit ihm gekommen sind. Einen herzlichen Dank Herrn Bgm. Werner Kurz und Herrn Vizebgm. Zangerl für ihr Kommen wie auch den Fahnenabordnungen der Vereine. Danken möchte ich aber auch Bgm. Markus Rinner von Stams und Vizebgm. Gerhard Wallner, dass sie hier anwesend sind.
Am Ende des Lebens verwelken meist die Stärken und so manche Gebrechen stellen sich als die neuen Begleiter ein. Und da ist man dann froh, wenn es einen Ort gibt, wo man Hilfe und Pflege erfahren darf. So war auch unser P. Robert im letzten Lebensjahr auf Hilfe und Pflege angewiesen und hat diese in vorbildlicher Weise im Haus St. Vinzenz der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck erfahren dürfen. Es freut mich, dass heute drei Schwestern aus diesem Haus hier anwesend sind und ich möchte ihnen stellvertretend für alle ein ganz herzliches „Vergelt’s“ Gott sagen. P. Robert hat immer wieder gesagt: Die braven Schwestern sind jetzt meine Engel!
Man könnte natürlich noch sehr vieles zu ‚P. Robert‘ sagen. Zu seinen legendären Sprüchen, zu seinem ‚geistlichen Wort‘ in der Oberländer Rundschau, zu seinen Diensten bei den Don-Bosco-Schwestern in Stams, aber das wäre jetzt zu ausufernd.
An dieser Stelle möchte ich ein ganz herzliches „Vergelt’s Gott“ sagen für all das, was du, lieber P.Robert, in diesen vielen Jahren an Einsatz für das Stift und das Reich Gottes insgesamt getan hast. Trotz aller Arbeit hast du nie den Humor verloren und bist den Menschen mit einem weiten Herzen begegnet. Es war dir ein Anliegen, in allen Bereichen deiner Seelsorgsarbeit und in deinen menschlichen Beziehungen immer die Liebe Gottes in dieser Welt sichtbar werden zu lassen.
Schließen möchte ich mit zwei Statements, die mir von zwei Freunden zugegangen sind, und die noch einmal den P. Robert in uns lebendig sein lassen:
Wilfried schreibt: „Der Heimgang des Mitbruders Robert ist für euch sicherlich ein schmerzlicher Verlust. Ich habe ihn in den letzten Jahren im Stift als humorvollen und freundlichen Pater kennengelernt. Es ist mir besonders in Erinnerung, wie er mir beim Betreten der Kapelle für das mittägliche Chorgebet stets zum Mitbeten unaufgefordert die Seiten im Brevier mitgeteilt hat. Er war wohl immer der erste auf seinem Platz. So bleibt er mir im Gedächtnis.“
Das zweite Statement bezieht sich darauf, dass er meist etwas Süßes für die, die er getroffen oder besucht hat, in seiner Habittasche hatte und er für sich und die Paznauner immer für einen Platz im 12. Stock des Himmels gebetet hat. Er schreibt: „Jetzt weiß er, ob der Himmel voll Paznauner ist und ob man dort Latein spricht. Ich bin ihm dankbar für seine Verbundenheit mit mir und der Familie. Gerne gedenke ich seiner.“
Auch wir alle, die wir hier versammelt sind, gedenken gerne deiner, lieber P.Robert, und danken Gott, dass er dich in unser Leben geführt hat. Du warst stets ein Mann des Gottvertrauens und der Bescheidenheit. Wir wünschen dir jetzt die ewige Freude im Herrn.
Amen