Reliquie zum Heiligen Blut Christi

Heiligblut-Reliquie

Durch den Erwerb der kostbaren Heiligblutreliquie unter dem vierten Abt Konrad Walder aus Füssen Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Stift Stams zu einer vielbesuchten Wallfahrtsstätte. Der Ruf des Klosters war so hervorragend, dass ihm Kaiser Karl IV. sogar die deutschen Reichskleinodien und Reichsreliquien zur Aufbewahrung übergab. Zwischen 1348 und 1350 wurde das Stift Stams Hüterin des Reichsschatzes.

Zu der im Mittelalter begonnenen Wallfahrt zur Heiligblutreliquie kam im Barock außerdem die Verehrung des Gnadenbildes Maria vom Guten Rat (Madonna von Genazzano) dazu. Das Gnadenbild wurde unter Abt Rogerius Sailer 1757 angeschafft. Zur Aufnahme der Heiligblutreliquie errichtete Abt Konrad Walder den ersten Kapellenbau, der 1306 geweiht wurde. 1625 erfolgte der teilweise Abbruch dieser nach Ritter Oswald Milser († um 1395 in Stift Stams) benannten Kapelle.

Heiligblut-Kapelle

Um 1300 schenkte der Adelige Rupert Milser „für sein Seelenheil“ dem Kloster mehrere Güter und stiftete als Begräbnisstätte für sich und seine Nachfahren eine Kapelle, die an die Stiftskirche angebaut und zur Ehre des Hl. Altarsakraments 1306 geweiht wurde. Um diese Zeit kam auch die Reliquie vom kostbaren Blut, Erde aus dem heiligen Land mit dem Blut Christi befeuchtet, nach Stams und wurde in dieser Ka­pelle sehr verehrt, geriet später aber in Vergessenheit.

Beim Ordnen von Urkunden entdeckte P. Wolfgang Lebersorg das „Mirakelbuch“ mit einem Hinweis auf diese Reliquie, die schließlich wie­ der gefunden und 1630 nach einer „überaus feierlichen Prozession“ in der „Blutskapelle“ eingesetzt wurde. Abt Thomas Lugga förderte ihre Verehrung. Anstelle der al­ten Kapelle wurde nach Plänen von Georg Anton Gumpp von 1715­17 ein Neubau erstellt mit zweijochigem kreuz­ gratgewölbtem Langhaus, östlich mündend in einen an­ schließenden erhöhten Kuppelraum, der 1716/17 von Mathias Pussjäger aus Meran ausgemalt wurde. Seit 1718 gibt es die „Bruderschaft zum Hl. Blut“. Im Mai 1757 er­ hielt die Kapelle eine weitere (Berührungs­) Reliquie: eine Kopie des Gnadenbildes „Maria, Mutter vom Guten Rat“ vom Wallfahrtsort Genazzano bei Rom. Die im selben Jahr gegründete Marienbruderschaft zählte bis zu 8.000 ein­ geschriebene Mitglieder und machte die Hl. Blutkapelle zu einer vielbesuchten doppelten Wallfahrt. Von Stams gingen dann viele weitere Kopien des Bildes in zahlreiche Klöster, Kirchen und Kapellen in Nord­ und Südtirol sowie der Innerschweiz.

1800/01 erfolgte eine Neuausmalung der Kapelle durch Joseph Schöpf aus Telfs, einem der bedeutendsten Freskomaler am Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus. Das Deckenfresko zeigt die „Anbetung des Lammes“ und die „Evangelisten“, das Kuppelfresko „Gottvater entsendet Christus zu den Vätern des Alten Bundes“, in den Zwickeln „Engel mit Leidenswerkzeugen“. Das Altarbild „Kreuzigung Christi“ stammt von Matthias Pussjäger, die Altarfiguren Hl. Josef, Hl. Zacharias und Hl. Johannes d. Täufer schuf der aus Fendels stammende Bildschnitzer Andreas Kölle. Die Orgel in der Heiligblut­ Kapelle stammt aus dem Jahr 1771 und wurde von Franz Greil gebaut. Die Kapelle wurde zuletzt 2015 renoviert. Heute dient die Heiligblutkapelle zur Feier der Eucharistie sowie von Taufen, Hochzeiten und Andachten.

Quelle: Michael Forcher, Stift Stams, 2016

Infofolder Stift Stams Reliquie (PDF)