Oft ist der Spruch zu hören: „(selbst) leben und leben lassen“. Wie das recht verstanden wird, ist an unserer zunehmenden egoistischen Zeit mit großer Sicherheit schnell gedeutet. Es geht um das eigene Wohl, das den nächsten nicht schaden soll aber auch nicht hilft. Die Menschen sind aber als soziale Wesen von einander abhängig und aufeinander angewiesen. Das Zurückziehen auf sich selbst, entzieht dem Nächsten jene notwendige Hilfe, die er im Sozialgefüge der Gesellschaft braucht. Außerdem freuen wir uns, wenn andere uns helfen oder fördern. Die Berufung des Menschen, für einander da zu sein, kann man nicht befehlen, denn der Mensch ist darin frei. Für einander da zu sein ist zwar eine mitunter mühsame Aufgabe, aber auch Erfüllung, die das Leben in einer größeren Dimension und tieferen Qualität erleben lässt.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck