Stamser Orgelschatz

Die Orgeln

Die Stiftskirche Stams verfügt über insgesamt drei Orgeln: die barocke Orgel im Chorgestühl, die Hauptorgel auf der Westempore und die Orgel der Heiligblutkapelle. Die Gottesdienste im Winterhalbjahr (Advent bis Ostern) finden überwiegend in der Heiligblutkapelle statt, im Sommerhalbjahr in der Stiftsbasilika. In Vesper und Komplet erklingt zur Begleitung des Gesangs die Chororgel, in den Sonntagsgottesdiensten in der Regel die Hauptorgel.

Rieger-Hauptorgel (2015)

Erbauer Rieger Orgelbau GmbH, Schwarzach, Vorarlberg
Instrument 43-registrige dreimanualige Schleifladenorgel mit Pedal, Registerzügen, Setzeranlage und freistehendem Spieltisch

Standort Empore

Jäger-Chororgel (1757, restauriert von Alois Linder 2015/16)

Erbauer Andreas Jäger, Füssen, Bayern
Instrument 12-registrige einmanualige Schleifladenorgel mit Pedal, Registerzügen, seitlicher Spielanlage

Standort Chorraum

Greil-Orgel in der Heilig-Blut-Kapelle (1771, restauriert von Alois Linder 2015)

Erbauer Franz Greil, Imst, Tirol
Instrument 11-registrige einmanualige Schleifladenorgel mit Pedal, Registerzügen, Spielnische zentral in der Prospektfront

Standort Empore oberhalb des Altarraums der Heilig-Blut-Kapelle

Führer-Truhenorgel (2011)

Erbauer Münchner Orgelbaufirma Johannes Führer, München
Instrument 3-registrige einmanualige Truhen-Schleifladenorgel mit geteilten Registern (Schieber)
Standort Kirchenschiff der Stiftsbasilika

Die Rieger-Orgel 2015

1577 erbaute Anton Neuknecht eine Orgel in der Stiftsbasilika Stams; das Instrument musste bereits 1607 einem Neubau von Daniel Hayl weichen, der in der Stiftsbasilika neben der Hauptorgel auch eine Chororgel erbaute.

1773 – zum 500jährigen Gründungsjubiläum – erhielt die Stiftskirche eine neue Hauptorgel von Johann Feyrstein aus Kaufbeuren; 1781 ergänzten zwei Gehilfen von ihm das Instrument um ein Brüstungspositiv und einige zusätzliche Pedalregister.

Im 19. Jahrhundert arbeitete Franz Weber aus Oberperfuss mehrmals an der Stiftsorgel.

1931 erfolgte von Alois Fuetsch an der Feyrstein-Orgel ein einschneidender Umbau mit Pneumatisierung des barocken Instruments.

2015 baute Rieger Orgelbau GmbH aus Schwarzach in Vorarlberg eine neue dreimanualige Orgel mit Pedal in das historische Gehäuse mit insgesamt 43 Registern und Setzeranlage. Der Neubau orientiert sich klanglich an der spätbarocken Anlage und verfügt außerdem über frühromantische Register und schwellbares Oberwerk.


Die Chororgel

Andreas Jäger 1757; rest. Alois Linder 2016

Andreas Jäger, seit 1733 als Orgelbauer in Füssen (Bayern) nachweisbar, baute 1757 eine 12registrige einmanualige Schleifladenorgel mit Pedal für den Chorraum der Stiftsbasilika und stellte das Instrument sehr harmonisch vor dem beeindruckenden evangelienseitigen Chorgestühl auf.

Die Spielanlage befindet sich an der Schmalseite der Orgel mit Blick des Organisten zum Hochaltar; die kompakt gebaute Windlade verläuft parallel zu den Klaviaturen, die Subbass 16‘-Pfeifen sind teils mehrfach gekröpft. Wegen ihrer kompakten Bauweise ist die Chororgel schwer zugänglich. Das Gehäuse ist aufwendig furniert, die Gehäuseseite rechts von der Spielanlage mit ihrem Pfeifenprospekt kann durch einen zweiteiligen Türflügel aus Nadelholz geöffnet bzw. geschlossen werden.

Jägers Instrumente waren qualitativ hochwertig und verfügten stets über einen reich besetzten Principalchor. Die fast unverändert erhaltene Chororgel gehört zu den bekanntesten Denkmalorgeln Österreichs und besitzt einen hervorragenden, vielfarbigen Klang.

Die Reparaturarbeiten beschränkten sich grundsätzlich auf die üblichen Instandhaltungsarbeiten. Am Instrument selbst dokumentiert ist lediglich eine Reparatur von 1853 von Johann Strobl aus Münster (Tirol).
Ursprünglich befand sich die Windanlage außerhalb der Kirche. Magazinbalg und Gebläse wurden nach 1945 neu gebaut und in den 1970er Jahren unter die Chortribüne verlegt.

2015/16 wurde die Orgel von Alois Linder aus Nußdorf am Inn restauriert.


Die Orgel der Heiligblutkapelle

Franz Greil 1771; rest. Alois Linder 2015

1771 erbaute „Schreiner“ Franz Greil aus Imst, geboren in Oetz im Ötztal, eine 11-registrige einmanualige Orgel mit Pedal für das Stift Stams und stellte sie – kaum sichtbar für die Besucher – auf der Empore links über dem Kuppelraum vor dem Altar der Heilig-Blut-Kapelle auf. Das Instrument besaß keine eigene Windversorgung, sondern wurde an die Bälge der Hauptorgel der Stiftsbasilika angeschlossen, welche sich direkt hinter der Bretterwand der Greil-Orgel befanden.

1836 erfolgte eine Bestandsaufnahme durch den Innsbrucker Orgelbauer Johann Georg Gröber; 1867 und 1882 arbeitete Orgelbauer Franz Weber aus Oberperfuss am Instrument, erneuerte die Manualklaviatur, baute das Pedalwerk um und erweiterte es um einen Octavbass 8‘.

Durch den Neubau der Fuetsch-Hauptorgel im Jahre 1931 verlor die Greil-Orgel ihre Windversorgung und wurde unspielbar, in den darauf folgenden Jahrzehnten wurde das Instrument ausgeplündert und wandelte sich zu einer Ruine. Kurz vor der Restaurierung fehlten u. a. fast alle Metallpfeifen, viele Holzpfeifen sowie die Manualklaviatur.

2015 restaurierte Orgelbauer Linder aus Nussdorf am Inn das Instrument auf den Originalzustand von 1771 zurück und rekonstruierte dabei auch die ursprüngliche Pedalwindlade. Zur Windversorgung erbaute Linder direkt hinter der Greil-Orgel zwei neue vierfältige Keilbälge, betätigbar auch ohne Elektromotor, nach dem Vorbild von Wenns im Pitztal (Fuchs-Orgel, 1779).


Kurzinfo – Führer-Truhenorgel

2011 baute die Firma Münchner Orgelbau Johannes Führer für die Stiftsbasilika ein fahrbares Truhenpositiv.
Das Instrument verfügt über drei Register mit jeweils 53 Pfeifen pro Register, welche in Bass und Diskant geteilt sind (Teilung: h0/c1).

Die Tastatur kann um einen Halbton nach links verschoben werden.


Dispositionen der Orgeln (PDF)