Stiftsbibliothek und Archiv

 

In den schlichten, jedoch beeindruckenden und ehrwürdigen Räumen der Stiftsbibliothek und des Archivs, deren Einrichtung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt, werden an die 60.000 Druckschriften, etwa 180 Inkunabeln, über 70 Handschriften und zahlreiche handschriftliche Fragmente aufbewahrt.

Gerade hier wird ersichtlich, welche wichtige Rolle das Stift Stams bereits in früheren Jahrhunderten im Tiroler Geistes- und Kulturleben ausübte. Mit viel Ausdauer, Fleiß und äußerster Genauigkeit wurde in diesen Räumen die historische Wirklichkeit in und um Stift Stams festgehalten und der Nachwelt überliefert.

Die mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek wurden zwischen 2023 und 2024 durch die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck (Abteilung für Sondersammlungen) digitalisiert und erschlossen. Die Digitalisate sind mit Metadaten online über das österreichische Handschriftenportal manuscripta.at sowie über das Suchportal für das digitalisierte Kulturerbe Österreichs Kulturpool zugänglich. Hier finden sich auch Digitalisate der etwa 300 Handschriften, die sich seit der vorübergehenden Aufhebung des Stiftes zu Beginn des 19. Jahrhunderts an der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck befinden. Ergänzend bietet die virtuelle Ausstellung „Bibliotheca Stamsensis digital. Auf den Spuren verstreuter Bücherschätze“ eine bestands- und institutionenübergreifende Rechercheplattform zu allen verstreuten Handschriften Stamser Provenienz. Ermöglicht wurde diese virtuelle Rekonstruktion der mittelalterlichen Stamser Büchersammlung durch eine Förderung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport im Rahmen des Programms „Kulturerbe digital“ 2023–2024, finanziert aus dem EU Fonds NextGenerationEU.

Mitarbeiter:innen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Abteilung Schrift- und Buchwesen des Instituts für Mittelalterforschung) haben 2010 die mit Buchschmuck versehenen Handschriften der Stiftsbibliothek bearbeitet: Kurzinventar der illuminierten Handschriften. 2024 folgte die Untersuchung der Wasserzeichen in mittelalterlichen Stamser Papierhandschriften: Wasserzeichen des Mittelalters.

Die handschriftlichen Fragmente sind über die Plattform Fragmentarium einsehbar. Die Digitalisierung erfolgte 2021/2022 mit finanzieller Unterstützung der Zeno Karl Schindler Foundation, der Swiss National Science Foundation (SNSF) und des Freundeskreises Stift Stams.

Die wertvolle Inkunabelsammlung des Stiftes Stams ist recherchierbar im Incunabula Short Title Catalogue (ISTC).

Ein Teilbestand der Druckschriften wurde 2024–2025 im von der A.V. Austria Innsbruck finanziell unterstützten Projekt „Die Privatbibliothek des Historikers Josef Hirn in der Stiftsbibliothek Stams“ erschlossen. Die Ergebnisse dieses im Rahmen des Universitätslehrganges Library and Information Studies an der Universität Innsbruck durchgeführten Projektes sind im Katalog der Ordensbibliotheken – KOBi – abrufbar.

Ehemalige Stamser Buchbestände, die sich seit dem 19. Jahrhundert an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck befinden, können an der dortigen Abteilung für Sondersammlungen eingesehen werden.

Im Stiftsarchiv finden sich Erlässe von Päpsten und Bischöfen, Privilegien und Urkunden der Landesfürsten, die dem Stift vielfältige Freiheiten gewährten, so z.B. die Befreiung von der niederen Gerichtsbarkeit und das Zugeständnis einer eigenen Gerichtsbarkeit auf dem Territorium des Stiftes, das ursprünglich ungefähr das heutige Gemeindegebiet umfasste, aber auch Zollfreiheiten und die Freiheit vor der Beschlagnahmung durch weltliche Gerichte.

Daneben gibt eine große Anzahl von Urkunden Aufschluss über die Wirtschaftsführung des Stiftes im Laufe seiner Geschichte. Andere Urkunden informieren über Schenkungen, durch die sich Vertreter der hohen Stände das Lesen von Messen oder das Gebet auf Lebenszeit sicherten, und zeugen somit von den ausgedehnten Besitzungen des Stiftes in über 300 Orten in Nord- und Südtirol sowie in Schwaben.

Zwei Besonderheiten der archivierten Urkunden in Stift Stams sind hervorzuheben:

  • Alle Urkunden sind trotz der schweren Zeiten (von 1807–1816 war das Stift aufgehoben, ebenso zwischen 1939–1946) lückenlos erhalten.
  • Die Anbringung der Pergamentrollen an der Wand zum Schutz vor Feuchtigkeit sorgte dafür, dass beinahe der gesamte Urkundenbestand auch heute noch in bestem Zustand ist.

Die wohl bedeutendste Urkunde, die sich im Stift Stams befindet, ist die Gründungsurkunde von Meinhard II. aus dem Jahr 1275. Diese Urkunde belegt den offiziellen Gründungsakt durch den damaligen Landesfürsten.

Ein Großteil des Stamser Urkundenbestandes ist digital unter monasterium.net einsehbar. Folgender Film veranschaulicht die Digitalisierungsarbeiten im Jahr 2012.

 

Für weitere Auskünfte steht der Archivar OStR. Prof. Mag. Karl Palfrader gerne zur Verfügung.

Download – Benutzungsordnung – Archive Stams (PDF)