Eine Aussage der Christen zu ihrer Verteidigung lautet: „Jesus hat eine Kirche der Sünder und nicht der Vollkommenen gestiftet.“ Dahinter steht die Abwehr von pauschalen Anklagen und Verurteilungen. Es erinnert auch daran, dass Fehler und Unvollkommenheiten immer vorzufinden sein werden, entlastet die Menschen von jedem unrealistischen Streben und nimmt die Angst zu versagen. Manche meinen: Wenn Jesus Kranke geheilt und Tote wieder zum Leben gerufen hat, hätte er uns auch von allen Sünden befreien und zu vollkommenen Menschen machen können. Das hat er aber nicht gemacht, weil wir sonst keinen freien Willen mehr hätten, z.B. dass ich meinen Nachbar „links liegen lasse“. Jesus hat die Zwölf Apostel mit all ihrer Fehlerhaftigkeit und so auch uns angenommen. Es kommt daher nicht auf eine moralische Vollkommenheit an, es kommt auf den Einsatz für das Reich Gottes an, das heißt: die Liebe im Alltag, gegenüber dem Nächsten, und gerade in den Widerwärtigkeiten, zu leben und immer wieder von unseren verkehrten Wegen umzukehren zu Gott.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck