Leben und Tod gehören zusammen. Wer nicht sterben kann, kann nicht leben, wer nicht leben kann, kann nicht sterben. Wenn ich lebe, schreite ich vorwärts, von einem Augenblick zum andern, muss mich aber vom vorhergehenden lösen, Abschied nehmen, jenem Augenblick absterben. Tu ich das nicht, bin ich gebunden und kann den neuen Augenblick nicht unbedingt, unumschränkt umfassen. Der Heranwachsende muss sich von seiner Kindheit lösen, um erwachsen zu werden. Der Pensionist muss sich vom Beruf lösen, um den neuen Lebensabschnitt ganz anzunehmen. Und wer dem Tode zu geht, muss von diesem Leben loslassen, um in Frieden sterben zu können.
Hannes Binder, Priester der Diözese Innsbruck