Die Fastenzeit einüben: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)

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Mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest: die Fastenzeit, die österliche Bußzeit. Die Zahl 40 symbolisiert in der Bibel Zeiten der Selbstbesinnung und Selbstprüfung, der Umkehr, Buße und Neuorientierung. Um-kehr ist ein Um-Sinnen, das sich vollzieht, wenn ich in die Lebensschule Jesu gehe, mich von seinem Beispiel, seinen Taten und Worten im Herzen treffen lasse, sie mir durch Einübung im Alltag anverwandle. Österlich ist diese Bußzeit, weil sich der Blick auf die Auferstehung richtet.

Angesichts des weltweiten Unfriedens stellt uns die Fastenzeit auch vor die persönliche Frage: Wo will in meinem Leben der Frieden wachsen – im Umgang mit mir selbst und im Umgang mit anderen? Wo ist meinem Leben und in mir selbst Unfrieden? Damit verbunden ist die Frage: Woran hänge ich mein Herz? Wenn ich mich in den nächsten vierzig Tage auf diese Fragen einlasse, lerne ich meine Wirklichkeit und mich selbst mehr und tiefer zu verstehen. Der Trappistenmönch Thomas Merton (1915-1968) schrieb: „Wenn du selber Frieden gefunden hast, dann gibt es ein bisschen mehr Frieden auf dieser Welt.“ Wenn ich immer mehr ein Mensch werde, von dem Frieden ausgeht, nimmt auch der Friede in meiner Mitwelt zu.

Der erste Schritt dazu ist der achtsame Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen. Eine tägliche Übung für die Fastenzeit ist es, am Abend auf den vergangenen Tag zurückzuschauen: Den Tag Stunde um Stunde vor meinen geschlossenen Augen vorüberziehen zulassen. Dabei bewerte ich nicht meine Wahrnehmung, sondern spüre in mich hinein: Wo ist Frieden ausgegangen und wo habe ich Frieden erlebt? In dieser Meditation merken wir: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt – in welcher Form auch immer. Frieden ist ein Weg der Heilung und des Ganzwerdens, der bei mir beginnt, aber nicht bei mir endet, sondern ausströmt auf meine Mitwelt. Am Ende der Meditation vertraue ich im Gebet Gott mein Leben an.

Der Trappistenmönch Thomas Merton bringt es auf den Punkt: „Wo keine Menschenliebe und keine Liebe zum Leben gefunden wird, dort können alle Gesetze, Edikte, Verträge, Bannflüche, Sicherheitsklauseln, Inspektionen, Überwachungen, Satelliten oder Kameras auf dem Mond nichts ausrichten. Solange Du Deine Mitmenschen vor allem fürchtest, ihnen misstraust, sie hasst und zerstören willst, so lange wird es auf Erden keinen Frieden geben“.

 

Gregor Schwabegger OCist